Von roten Rosen und den Fischern von Langeoog
Gabriele Banko brilliert mit „Sehnsuchts“- Liedern im Heye-Saal
- Humorvolle Begleiter
Evelyn Eischeid
Elsfleth Schon als Kind hat sie mit Begeisterung gesungen – nicht immer zur Freude ihrer Familie. „Du hast eine Stimme wie ein besoffener Kerl“, kritisierte die Oma, aber der Vater gab sich versöhnlich: „Kind, sing’ doch was von Heino!“
Zum Glück hat die Chansonette Gabriele Banko diese Ratschläge tapfer ignoriert und nach ihrem ganz eigenen Gusto mit ihrer wunderbaren Altstimme den richtigen Weg gefunden: „Mein musikalisches Universum wurden die grauen Novembertage, die einsamen Nächte der russischen Taiga und verqualmte Hafenkneipen“.
Der Aufforderung, sich mit ihr gemeinsam in abgrundtiefer und sehnsuchtsvoller Stimmung zu suhlen, folgt der Diseuse am Freitagabend im Heye-Saal ein gespanntes Publikum – fast schon ein Fanclub, der die Bremerin zum zweiten Mal als Gast des Elsflether Kulturvereins begrüßt. Willkommen geheißen werden auch die Begleiter der Sängerin, Eva Huck am Cello und Johannes Grundhoff am elektrischen Piano.
Der Titel des Konzerts gibt an diesem Abend die Richtung vor: „Sehnsucht – von Knef bis Alexandra“. Die Melancholie der verlassenen Liebenden haben die längst im Sängerhimmel weilenden Sängerinnen Hildegard Knef und Alexandra in ihren Chansons weidlich ausgekostet. Damit das Repertoire nicht zu gefühlsduselig wird, hat Gabriele Banko eine paar freche Songs und Couplets in ihr Programm mit hineingestrickt.
Mit listigem Augenzwinkern peppt Gabriele Banko einige der Schmachtfetzen mit aktueller Kritik auf und geißelt ihre Zeitgenossinnen, die an mehr oder weniger versteckten Körperregionen den Rasierapparat ansetzen. „Eine Frau wird erst schön durch die Liebe? Das war einmal, heute heißt es: „Eine Frau wird erst schön durchs Rasieren!“ Alles eine Geschmackssache, befindet das Publikum.
Nach begeistertem Applaus begibt sich die Banko in den hohen Norden, dorthin wo die
„Fischer von Langeoog aufs Meer hinaus fahren“.
Dann rezitiert die Sängerin respektlose Gedichte von Robert Gernhardt, es regnet wie bei der Knef „Rote Rosen“, mit Alexandra trauert die Diseuse um ihren Freund, den Baum, sie braucht Tapetenwechsel wie die Birke, sie steht eisern wie Lale Andersen unter der „Roten Laterne von St. Pauli“ und überlegt wie einst Zarah Leander bei ihrem Getechtel mit Waldemar: „Kann denn Liebe Sünde sein?“.
Gönnt sich die Banko eine kleine Sangespause, haben Klavier und Cello das Sagen, mit ihren humoristischen Einsprengseln ziehen Eva Huck und Johannes Grundhoff als feinsinniges Duo die Lacher auf ihre Seite.
Nach so vielen Sehnsuchtsliedern – alle einst von Frauen gesungen – gönnt Gabriele Banko ausnahmsweise einem Mann das Wort: in Friedrich Hollaenders schauriger Moritat vom betrogenen Großfürsten Stroganoff wird Geschnetzeltes zum „Glanzstikk von Souper, wurde greeeßtes Frikassee, wurde Stroganoff-Filet geboren.“
Kleine oder große Sehnsüchte gehen irgendwann einmal zu Ende, Illusionen verblassen und auch der Abschied von Gabriele Banko und Co. fällt ihren Elsflether Fans schwer und wird mit Zugaben erleichtert. Sie will wiederkommen, das ist versprochen.